Bräuche

Bräuche

Chanter suot las fnestras

Der Brauch, während der Weihnachtszeit und des Jahreswechsels im Freien zu singen, hat sich bis heute erhalten. Das Weihnachtssingen in Celerina/Schlarigna lebt von den Liedern von Gian Battista Fritschun.

Gian Battista Fritschun lebte von 1727 bis 1800. Er war Pfarrer in Celerina/Schlarigna und als Pietist setzte er sich für eine christliche Lebensweise der Gläubigen ein. Auch in privaten Kreisen bot er Meditationen und Gebetsstunden an. Laut Gion Gaudenz, der sich intensiv mit der Biografie Fritschuns auseinandersetzte, hatte dieser Pfarrer sogar das Chalandamarzfest verboten, weil dieser Brauch ihm zu heidnisch erschien. An dessen Stelle führte er das «Chanter suot las fnestras» ein. Damals wurde vor jedem Haus gesungen.
 

Liedgut wird von der «Giuventüna» erhalten

Noch heute singen am 24. Dezember um 17.00 Uhr die Schulkinder beim Bügl da Crasta und um 17.30 Uhr beim Cuort Tschat etwa 10 Lieder. Ab 20.00 Uhr treffen sich die Giuventüna und auch erwachsene Personen und ziehen, romanische und deutsche Lieder singend, durch das Dorf.

 

Chalandamarz

Ein alter Engadiner Brauch

Die Wurzeln des Engadiner Brauches «Chalandamarz» finden wir in der heidnischen Zeit, bei den Römern. Der Monat März ist Mars gewidmet, dem Gott von Sonne und Krieg. Nach dem julianischen Kalender begann das Jahr im März und in den wärmeren Regionen fing dann auch der Frühling an. Dieses Ereignis wurde mit Festen gefeiert, um Mars um seinen Segen für Felder, Wiesen und Vieh zu bitten. Die Römer haben damit auch im Engadin eine wichtige Rolle gespielt und dabei Spuren ihrer Bräuche hinterlassen.

Heute werden bei diesem traditionellen Brauch Peitschen geknallt, Glocken geläutet und singend die unsichtbaren Geister vertrieben. Der Lärm soll dem Winter(geist) Angst einflössen und die Fruchtbarkeit des Frühlings wecken. Das war nicht immer so: Denn dieses heidnische Fest wurde 1750 – in Zeiten des Pietismus – von Pfarrer Gian Battista Fritschun in Celerina/Schlarigna abgeschafft. Nach einem rund zweihundertjährigen Unterbruch wurde der Brauch erstmals 1968 wieder zum Leben erweckt. Seitdem zählt er für die Kinder zum beliebtesten Fest des Jahres.

Merkblatt Chalandamarz

Marenda maruns

Ein alter Brauch mit unbekannter Herkunft

Die Organisation des Anlasses übernimmt die jeweilige Abschlussklasse. Die Schülerinnen und Schüler aller Altersklassen versammeln sich um 13.00 Uhr auf dem Schulhausplatz. Danach gehen sie zum Berninasee (Bahnhof Staz), wo die älteren Schüler die Marroni auf dem offenen Feuer braten. Verkleidet als Soldat, Koch, Bauer, alte Frau, Hexe usw. ziehen sie dann durch das Dorf und verteilen die heissen Marroni an die Zuschauerinnen und Zuschauer. Der Umzug endet auf dem Schulhausplatz, wo dann noch eine Rangierung der drei schönsten Verkleidungen stattfindet. Marenda maruns wird, je nach Wetterlage, kurz vor oder nach den Herbstferien durchgeführt. Die Teilnahme ist freiwillig.

 

 

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